September 27, 2024

Wenn wir an einen meditativen Zustand denken, kommt uns normalerweise ein heiterer Guru in den Sinn, der in vollkommener Ruhe und Kontrolle sitzt. Die Beine im Lotussitz gekreuzt, die Wirbelsäule aufrecht und die Augen sanft geschlossen. Aber wenn Du jemals versucht hast, länger als ein paar Minuten zu meditieren, weißt Du, dass es nicht so einfach ist, wie es scheint.

Viele Schüler, die an meinem Meditationskurs teilnehmen, wollen das Geheimnis des Yogi-Geistes kennenlernen und wissen, wie sie eine höhere Bewusstseinsebene erreichen können. Um das zu verstehen, müssen wir jedoch zuerst die 5 Geisteszustände von Patanjali verstehen.

Lies weiter, um die fünf Bewusstseinszustände im Yoga zu entdecken und zu erfahren, wie Du jeden einzelnen transzendieren und inneren Frieden und reine Glückseligkeit erfahren kannst.

Was ist ein meditativer Zustand?

Meditativer Zustand

Im Yoga wird ein meditativer Zustand als ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, tiefer Konzentration und innerer Stille definiert. In diesem Zustand löst man sich von äußeren Illusionen und wird sich des stillen Beobachters, des Selbst, bewusst.

Das ständige Geplapper des Geistes wird leiser, und Du erlebst ein tiefes Gefühl der Ruhe. Dein Körper entspannt sich tief und lässt jegliche Anspannung oder Stress los, und Du kannst Deine Gedanken und Gefühle mit völliger Klarheit und ohne Vorurteile beobachten.

Wenn Du diese Dimension des höheren Verstandes betrittst, bist Du  auch in der Lage, die tieferen Wahrheiten dessen, was Du bist, zu erforschen. Dies kann Dich zum Zentrum Deines Wesens führen, wo das Überbewusstsein oder "das Selbst" lebt.

Was sagen die Yoga-Sutren von Patanjali darüber?

Die Yoga-Sutras von Patanjali bieten tiefe Einblicke in den meditativen Zustand und wie man ihn meistert. Wie Patanjali in den Yoga Sutras (Vers 1, 2) schreibt: "yogash chittavrttinirodha" - was übersetzt bedeutet: "Yoga stoppt die Schwankungen des Geistes".

Ob in der Meditationspraxis oder bei einem wichtigen Arbeitstreffen, wir alle erleben, wie "vrtti" (Bewegungen oder Schwankungen) den "chitta" (bewussten Geist) stören und unsere Fähigkeit behindern, innere Ruhe und Klarheit zu finden.

Patanjali bietet jedoch einen Weg zum wahren Yogi-Geist, indem er 5 Geistes- oder Bewusstseinszustände identifiziert, die im Sanskrit als "chitta bhumis" bekannt sind. Während jede Stufe des Bewusstseins je nach Praktizierendem variiert, erklärt er, dass wir sie in 5 Geisteszustände gruppieren können. Diese sind:

  • Kshipta
  • Mudha
  • Vikshipta
  • Ekagra
  • Niruddha

Die fünf Bewusstseinszustände des Yoga zu verstehen ist der erste Schritt, um sie zu überwinden. Patanjali offenbart, dass wir durch yogische Praktiken die Begrenzungen des Geistes transzendieren und zum ultimativen Zustand, Samadhi, gelangen können.

Samadhi stellt den Höhepunkt der Acht Glieder des Yoga von Patanjali dar. Es ist ein Zustand, in dem Du Dich tief mit Deinem innersten Selbst verbindest und ein tiefes Gefühl der Einheit und Klarheit erfährst, und Glückseligkeit.

Doch um eine höhere Dimension des Selbst zu erreichen, müssen wir die 5 Zustände des Geistes verstehen.

 Die 5 Geisteszustände des Yoga erklärt

1. Kshipta: Affengeist

Kshipta Affengeist

Der erste yogische Bewusstseinszustand ist Kshipta, oder Affengeist. In diesem Zustand ist der Geist ruhelos und wechselt ständig von einem Gedanken oder einer Emotion zur anderen, was es schwierig macht, sich zu konzentrieren oder innere Ruhe zu finden.

Wenn Du Dich im zerstreuten Kshipta-Zustand befindest, lässt Du Dich leicht durch äußere und innere Einflüsse ablenken und es fehlt Dir an Stabilität und Klarheit. Die Ausführung einfacher Tätigkeiten wird unmöglich, und Deinen Entscheidungen fehlt die Richtung, da Du von einem Impuls zum nächsten springst.

Meditation und entspannende Yogapraktiken wie Yoga Nidra sind dafür bekannt, dass sie die Wellen der Gedanken beruhigen und Dir helfen, den Kshipta-Geist zu überwinden und einen bewussteren Zustand zu erreichen.

2. Mudha: Eselskopf

Mudha Eselskopf

Der zweite Zustand, Mudha, ist gekennzeichnet durch Dumpfheit und Trägheit wie der Geist eines Esels. Typischerweise befinden wir uns entweder im Kshipta- oder im Mudha-Zustand, wobei geistige Müdigkeit und mangelnde Klarheit häufige Symptome dieses Zustands sind. Andere Symptome sind Traurigkeit, Depression, Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsschwäche und ein Mangel an Lebenssinn.

Die Überwindung des dumpfen Mudha-Geistes erfordert eine bewusste Anstrengung, um den Geist zu erwecken und ihn mit Energie zu versorgen. Achtsamkeitsmeditation oder Konzentrationsmeditation mit einem Mudra oder Mantra können Dein Bewusstsein erhöhen und Dir die Energie geben, die Du brauchst, um dieses Stadium zu überwinden.

3. Vikshipta: Schmetterlingsgeist

Vikshipta Schmetterlingsgeist

Vikshipta ist der dritte Zustand des Geistes und kann als ein abgelenkter Geist oder Schmetterlingsgeist beschrieben werden. In diesem Zustand ist der Geist manchmal konzentriert, wird aber schnell in verschiedene Richtungen gezogen, wie ein rastloser Schmetterling, der von einer Blume zur anderen springt.

Obwohl Vikshipta fokussierter ist als Mudha oder Kshipta, sind die Momente der Klarheit fragmentiert und der Geist erfährt nur momentane Stille. Infolgedessen ist der Schmetterlingsgeist ein häufiges Hindernis für tiefe Konzentration und Meditation, das den Geist daran hindert, in die innere Stille zu gelangen.

Regelmäßige Meditation und Yoga können dazu beitragen, Deine Konzentration zu vertiefen und die Zahl der Ablenkungen zu verringern, die Du in diesem Zustand erlebst. Außerdem trainiert es Deinen Geist, sich zu entspannen und hilft Dir, die Zeit der Konzentration zu verlängern und in Momenten der Unruhe Ruhe zu finden.

4. Ekagra: Kranich-Geist

Ekagra Kranich Geist

Ekagra ist der vierte Zustand des Geistes und wird als ein auf einen Punkt gerichteter Geist oder Kranich-Geist beschrieben. In diesem Zustand ist der Geist auf einen Punkt ausgerichtet und wird nicht durch äußere Einflüsse abgelenkt. Es ist ein Zustand erhöhter Konzentration und Absorption, in dem sich der Geist vollständig auf den gegenwärtigen Moment einlässt.

Der fokussierte Ekagra-Geist ermöglicht tiefe Kontemplation und Introspektion, was ihn zu einem mächtigen Werkzeug für Selbstverwirklichung und spirituelles Wachstum macht. Das Sitzen in der Meditation vertieft unsere Konzentration und hilft uns, den nächsten Zustand des Geistes zu erreichen.

5. Niruddha: Gemeisterter Geist

Niruddha Gemeisterter Geist

Nachdem Du das Ekagra hinter Dir gelassen hast, trittst Du in den fünften Geisteszustand des Yoga ein, Niruddha. Dies ist der gemeisterte Geist oder ein Yogi-Geist. In diesem Zustand ist Dein Geist völlig ruhig und nicht mehr aufgewühlt oder durch äußere oder innere Faktoren gestört.

Der gemeisterte Niruddha-Geist stellt einen Zustand reiner Ruhe dar, den wir in der Meditation erfahren, in dem wir völlig in den gegenwärtigen Moment versunken sind. Hier ist der Geist frei von allen Anhaftungen und Wünschen, und man beginnt, tiefen Frieden und Glückseligkeit zu erfahren. Yogis, die diesen Zustand erreichen und aufrechterhalten können, erreichen schließlich Samadhi.

Letzter Gedanke

Auf dem Weg der Selbstentdeckung und des spirituellen Wachstums sind Patanjalis Lehren über die 5 Geisteszustände im Yoga von großer Bedeutung. Die chitta bhumis dienen als Wegweiser, die den Pfad zur Stille und Selbsterkenntnis erhellen. Durch das Verständnis dieser yogischen Bewusstseinszustände - Kshipta (abgelenkt), Mudha (dumpf), Vikshipta (teilweise fokussiert), Ekagra (auf einen Punkt ausgerichtet) und Niruddha (vollständig kontrolliert) - lernen wir, wie wir die Begrenzungen des menschlichen Geistes überwinden und Zugang zu tiefer Einsicht, innerem Frieden und letztendlich zu unserem wahren Selbst finden können.

Über den Autor

Ram Jain

Ich wurde in eine Jain-Familie hineingeboren, in der Yoga seit fünf Generationen zur Lebensweise gehört. Meine formale Yoga-Reise begann im Alter von acht Jahren in einer vedischen Schule in Indien. . Dort erhielt ich eine solide Grundlage in den alten Schriften, einschließlich Veden, Upanishaden, Bhagavad Gita und Yoga Sutras (um nur einige zu nennen).

Im Jahr 2009 gründete ich die Arhanta Yoga Ashrams. Ich sehe Yoga als einen Weg, die fünf Sinne zu meistern, deshalb habe ich unsere Ashrams "Arhanta Yoga" genannt, den Yoga zur Beherrschung der fünf Sinne!

Im Jahr 2017 habe ich auch die Arhanta Yoga Online Academy gegründet, damit Menschen, die unsere Ashrams nicht besuchen können, unsere Kurse aus der Ferne verfolgen können.

Bei Arhanta lehren wir nicht nur Yoga. Wir lehren dich, wie du dein Potenzial erreichst, dein Wissen vertiefst, dein Selbstvertrauen aufbaust und dein Leben in die Hand nimmst.

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