Prana bedeutet Lebenskraft. Diese Energie fließt durch den ganzen Körper. Die Anwendung von Atemtechniken ist ein Mittel zur Steigerung dieser Lebensenergie. Vor etwa 5000 Jahren propagierten östliche Mediziner, dass Pranayama, das die Kontrolle und Veränderung des Atems nutzt (sicher und zielgerichtet praktiziert), Wunder für Gesundheit und Wohlbefinden bewirkt. Heute wird der Nutzen von Pranayama von der medizinischen Wissenschaft bestätigt. Pranayama, was so viel wie Ausdehnung der Lebenskraft bedeutet, nutzt spezifische Atemtechniken, um sich positiv auf die Körpersysteme und -funktionen auszuwirken, z. B. auf das Herz-Kreislauf-System, die Durchblutung des Gehirns sowie auf metabolische und endokrine Aktivitäten. Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie Pranayama-Atemtechniken helfen können, Ihr Leben zu verbessern und zu verlängern!
Pranayama-Atmung, Sauerstoff & Langlebigkeit
Auf zellulärer Ebene braucht der Körper sauerstoffreiches Blut, um zu funktionieren und Energie zu erzeugen. Das Blut transportiert den Sauerstoff auf zwei Arten. Erstens, indem sich der Sauerstoff an das Hämoglobin bindet. Zum anderen wird der Rest im Plasma aufgelöst. Das Plasma dient als flüssige Grundlage für den gesamten Körper. Es enthält Wasser, Salze und Enzyme. Es transportiert Nährstoffe, Hormone und Proteine zu den Teilen des Körpers, die sie benötigen.
Die Forschung hat gezeigt, dass Pranayama, tiefe Atemübungen, die sich auf den unteren Teil der Lunge konzentrieren, die Sauerstoffaufnahme maximieren. Durch die Anwendung einer Atemtechnik, bei der wir den Atem verlangsamen, werden unsere Einatmungen länger und weniger, wodurch mehr Sauerstoff aufgenommen wird. Umgekehrt wird bei einer flachen Atmung nur ein Bruchteil der Lungenkapazität genutzt. Die stagnierende Luft sammelt sich dann am Boden der Lunge und beeinträchtigt unsere sauerstoffreichen Einatmungen.
Wie können wir also die Absorption durch Atemtechniken erhöhen? Es ist hilfreich, einen Prozess namens Diffusion zu verstehen. Durch Diffusion gelangt der Sauerstoff von der Lunge ins Blut. Sobald sich O2 im Blutkreislauf befindet, bindet es sich an Hämoglobin (ein Protein in den roten Blutkörperchen) in den roten Blutkörperchen. Der Prozess der Diffusion ist unglaublich: Wenn wir einatmen, gelangt der Sauerstoff von den Alveolen (winzige Luftsäcke in der Lunge) über die Kapillaren (winzige Blutgefäße) ins Blut. Sobald der Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangt, wird er vom Hämoglobin in den roten Blutkörperchen aufgenommen. Dieses sauerstoffreiche Blut fließt dann zurück zum Herzen. Das Herz pumpt dieses sauerstoffreiche Blut durch die Arterien zu jeder Zelle des Körpers und des Gehirns! Deshalb sind die Atemtechniken des Pranayama so nützlich, um die Lungenkapazität zu erhöhen. Ein weiterer Vorteil der Atemtechniken ist, dass wir ein Werkzeug haben, das uns hilft, das Blut weiter mit Sauerstoff anzureichern.
Pranayama erneuert die Luft in der Lunge, was bedeutet, dass ein höheres Maß an sauerstoffreichem Blut für die Gehirnfunktion, die Immunität und die Freisetzung von Energie erreicht wird, so dass wir die täglichen Aktivitäten des Lebens durchführen können. Pranayama-Atemübungen, die konsequent praktiziert werden, können auch einen positiven Einfluss auf die geistige Gesundheit des Menschen haben. Die Forschung zeigt, dass Atemtechniken, die sich auf längere Ausatmungen als Einatmungen konzentrieren, oder eine Atemübung, die die Anzahl der Atemzüge pro Minute verringert, sehr hilfreich sein können, um Stress abzubauen.
Probieren Sie es selbst aus: „Drei yogische Atemübungen zur Beruhigung“.
Atemtechniken zur Erhöhung der CO2-Toleranz
CO2 entsteht als Nebenprodukt der Stoffwechselaktivität. Es wird über den Blutkreislauf in die Lunge transportiert, wo es schließlich beim Ausatmen aus dem Körper entfernt wird. Kohlendioxid spielt auch eine wichtige Rolle bei den menschlichen Körperfunktionen, z. B. bei der Aufrechterhaltung des Atemantriebs und der Aufrechterhaltung des Blutdrucks.
Wussten Sie, dass der größte Teil des Kohlendioxids in Ihrem Körper in Form von Bikarbonat vorliegt, das eine Art Elektrolyt ist? Elektrolyte sind Mineralien. Beispiele sind Natrium und Kalium, die im Körper vorkommen. Ihre Aufgabe ist es, den Flüssigkeitshaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten. Dadurch kann der Körper normal funktionieren. Das Elektrolytgleichgewicht trägt zu Funktionen wie Muskelkontraktion, Herzrhythmus und Gehirnfunktion bei.
Der CO2-Gehalt muss im Körper toleriert werden, andernfalls kann es zu Disharmonien bei verschiedenen Körperprozessen kommen, die durch ein Elektrolyt-Ungleichgewicht verursacht werden. Kohlendioxid beeinflusst die Bindung zwischen O2 und Hämoglobin. Ein niedriger CO2-Gehalt macht die Bindung zwischen Hämoglobin und Sauerstoff so stark, dass es für den Sauerstoff schwierig ist, das Blut überhaupt zu verlassen. Die Körperzellen leiden dann unter einem Sauerstoffmangel. Darüber hinaus kann sich ein Ungleichgewicht des CO2-Gehalts auf den Blutdruck und die Herzfrequenz auswirken, die Atemwege verengen, das Energieniveau erhöhen, das Nervensystem anregen und die Fähigkeit zur Entspannung und Konzentration beeinträchtigen. Eine Pranayama-Atemtechnik wie die Nasenatmung und solche, die ein Anhalten des Atems erfordern, führen zu einem Zustand, in dem das Verhältnis von O2 und CO2 für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden optimiert ist.
Wenn wir nicht in der Lage sind, mit einem höheren CO2-Gehalt im Körper umzugehen, da zu viel Kohlendioxid zu Lungenerkrankungen (Cushing-Syndrom, eine Störung der Nebennieren), Nieren- und Hormonproblemen und Hyperkapnie führen kann, bei der sich zu viel Kohlendioxid im Blut befindet. Die Ursache ist häufig eine Hypoventilation, bei der nicht genügend Sauerstoff in die Lunge gelangt und nicht genügend Kohlendioxid freigesetzt wird.
Kurz gesagt, das Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid hängt von der richtigen Sauerstoffversorgung des Blutes ab. Es versteht sich daher von selbst, dass Pranayama-Atemtechniken für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden wichtig sind. Schließlich besteht der grundlegende Zweck der Atmung darin, das Blut mit Sauerstoff anzureichern!
Einfluss von Pranayama auf O2 und CO2
Die Durchführung von Atemübungen und Pranayama-Atemtechniken hat einen positiven Einfluss auf das Verhältnis von O2 und CO2. Beim Pranayama konzentrieren wir uns auf:
- Anwendung von Atemübungen zur Verlangsamung der Atmung,
- die Anwendung von Nasenatmungstechniken anstelle von Mundatmung,
- Bauch- statt Brustkorbatmung und
- Erhöhung der Ausatmung im Vergleich zur Einatmung
Auf diese Weise konditionieren wir den Körper darauf, höhere CO2-Konzentrationen im Blut aufzunehmen und zu verarbeiten. Je höher die CO2-Toleranz des Körpers ist, desto mehr Sauerstoff kann zur Reparatur und auch zur Energiegewinnung freigesetzt werden! Das Ergebnis ist ein erhöhter Blutfluss und eine verbesserte Sauerstoffversorgung von Herz und Gehirn. Dieser Prozess wird als Bohr-Effekt bezeichnet. Er begünstigt den Sauerstofftransport über das Hämoglobin.
Der Bohr-Effekt ist sehr wichtig für optimale Körperfunktionen. Er bewirkt, dass die Muskeln und das Gewebe mehr Sauerstoff freisetzen, wenn der CO2-Gehalt steigt. Dies trägt dazu bei, dass das Gewebe, z. B. die Skelettmuskulatur, mit Sauerstoff versorgt wird, wo er bei Stoffwechselprozessen am meisten benötigt wird.
Atemarbeit für ein längeres Leben
Wenn die Belüftung unzureichend ist, gerät der Körper in einen Zustand der Atemdepression, der als Hypoventilation bezeichnet wird. Es entsteht eine ungesunde, unausgewogene CO2-Konzentration. Wenn man nicht eingreift, führt die Hypoventilation zu einer Hypoxie, bei der bestimmte Teile des Körpers nicht genügend Sauerstoff erhalten.
Bei entsprechender Kenntnis und gezielter und sicherer Übung können sich die Techniken des Atemanhaltens im Pranayama jedoch positiv auf die Gesundheit auswirken. Bei Bahaya Pranayama, auch bekannt als Nisshesha Rechaka Kumbhaka, wird der Atem auf sichere Weise über einen kurzen Zeitraum hinweg angehalten. Dies führt zu einem Zustand, der als „intermittierende Hypoxie“ bezeichnet wird, bei dem der Sauerstoffgehalt im Blut für kurze Zeit niedriger und der Kohlendioxidgehalt höher als normal ist. Dieser Zustand verbessert das Gedächtnis, senkt Entzündungen, verringert den Cholesterinspiegel und den Blutdruck und stärkt das Immunsystem.
Hier sind einige Vorteile der intermittierenden Hypoxie mit Pranayama:
- Hypoxie erhöht nachweislich den Hämoglobinspiegel.
- Sie kann ein Enzym namens „Stickstoffmonoxid“ induzieren, das in den Geweben verschiedene Funktionen hat. Es ist ein Abwehrmechanismus gegen oxidative Schäden. Je mehr Stickstoffmonoxid wir haben, desto besser ist unser Gewebe geschützt.
- Es hat sich gezeigt, dass Hypoxie die Widerstandsfähigkeit des Gewebes gegenüber verschiedenen Beeinträchtigungen und Verletzungen, einschließlich Strahlenschäden und Alterung, erhöht.
- Sie kann den so genannten „Wächter des Genoms“ anregen, der eine schützende Rolle bei DNA-Schäden spielt.
Als Vorsichtsmaßnahme ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt konsultieren, bevor Sie Pranayama-Atemtechniken praktizieren, wenn Sie unter Atemproblemen leiden. Stattdessen können Sie Yoga und Pranayama zur Linderung von Asthma ausprobieren.
Die positive Wirkung von Pranayama auf den Alterungsprozess
Wussten Sie, dass es Untersuchungen gibt, die zeigen, dass Meditierende etwa 1,6 Mal langsamer atmen als der Durchschnittsmensch? Sie können sich vorstellen, welche Vorteile dies für unsere Physiologie hat. Nach den alten tantrischen Schriften Shiva Swarodaya und Gyan Swarodaya bemisst sich die Lebenserwartung eines Menschen nach der Anzahl der Atemzüge, nicht nach Jahren. Indem wir unsere Atemfrequenz verlangsamen, können wir unsere Energie aufsparen und unsere Vitalität und Langlebigkeit erhöhen.
Eine dieser Studien untersuchte die Auswirkungen von Yoga und Meditation auf die Zellalterung. Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Biomarker der Zellalterung im Blut der Probanden untersucht. Ein Biomarker ist ein wichtiges Instrument, um die Gesundheit oder Krankheit des Körpers anzuzeigen. Wenn wir zum Arzt gehen und eine Blutuntersuchung oder sogar eine Röntgenaufnahme machen, sind die Ergebnisse Biomarker, die anzeigen, wie der Körper funktioniert, und die Ergebnisse sind messbar.
Zurück zur Studie: Einer der Biomarker sind so genannte „reaktive Sauerstoffspezies“, die natürliche Nebenprodukte des oxidativen Stoffwechsels in den Zellen sind. Sie spielen eine wichtige Rolle im Prozess des Zellüberlebens, des Zelltods und der Zelldifferenzierung. Viele Asanas und das damit verbundene Pranayama im Yoga zielen darauf ab, die toxische Ansammlung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und die daraus resultierenden Schäden durch oxidativen Stress zu verringern. Antioxidantien können als Moleküle beschrieben werden, die schädliche Verbindungen im Körper bekämpfen, die als freie Radikale bekannt sind. Wenn diese freien Radikale im Körper zunehmen, wird der Körper anfällig für Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von oxidativem Stress spricht man, wenn im Körper ein Ungleichgewicht zwischen Antioxidantien und freien Radikalen besteht. Dies kann zu Zell- und Gewebeschäden beitragen. Oxidativer Stress ist zwar etwas Natürliches, aber sein Gleichgewicht oder Ungleichgewicht hat direkte Auswirkungen auf den Alterungsprozess. Es stimmt, dass Stress ein Teil des Lebens ist, aber es gibt Yoga-Praktiken, die helfen, Stress abzubauen.
Lesen Sie hier mehr über Yoga zum Stressabbau: „Sieben yogische Rituale zur Selbstfürsorge bei Angst, Burnout und Stressabbau“.
Wichtig ist, dass in dieser Studie auch die Telomeraktivität berücksichtigt wurde. Die Studie ergab, dass wir zwar unsere Biologie oder unser chronologisches Alter nicht ändern können, dass wir aber definitiv das Tempo, mit dem wir altern, umkehren oder verlangsamen können, indem wir eine Yoga- und Meditationspraxis in unser tägliches Leben einbauen, zu der selbstverständlich auch Pranayama gehört. Dies ist die erste Studie, die eine Verbesserung der Biomarker für Zellalterung und Langlebigkeit in einer offensichtlich gesunden Bevölkerung nach einer auf Yoga und Meditation basierenden Lebensstilintervention nachweist. Unsere Gesundheit und die Geschwindigkeit, mit der wir altern, hängen also von unseren Lebensstilentscheidungen ab. Wenn wir Yoga und Meditation (und die dazugehörigen Atemtechniken nach Pranayama) zu einem integralen Bestandteil unseres Lebensstils machen, kann dies der Schlüssel sein, um das Altern zu verzögern oder in Würde zu altern, den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern, die geistige, körperliche und reproduktive Gesundheit zu fördern und ein jugendliches, gesundes Leben zu verlängern.
Schlussfolgerung
Die Wissenschaft holt eine uralte Wahrheit ein. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Yoga und Pranayama-Atemtechniken einen positiven Einfluss auf die Telomere und andere Biomarker haben, was den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene verlangsamen kann. Dieser positive Einfluss auf das parasympathische Nervensystem und die Telomere bedeutet eine Verlangsamung des biologischen und zellulären Alterungsprozesses.
Die Forschung über die ganzheitlichen Vorteile von Yoga und Pranayama tritt heute mehr denn je in den Vordergrund. Die Forschung bestätigt, dass diese vitalisierenden, uralten Praktiken einen positiven und direkten Einfluss auf das Gehirn und den Körper sowie auf unser Wohlbefinden haben.
Ressourcen
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