Das Verständnis der Physiologie im Yoga ist entscheidend für eine sinnvolle Praxis. Es erschließt die tiefe Verbindung zwischen dem physischen Körper, dem Atem und den zugrunde liegenden Energiesystemen. Indem wir die Physiologie des Yoga erforschen, lernen wir nicht nur, wie wir Verletzungen vermeiden können, sondern auch, wie Asanas (Körperhaltungen) und Pranayama (Atemtechniken) unsere allgemeine Gesundheit und unser Wohlbefinden verbessern.
Wenn Du auf der Suche nach einer soliden Grundlage in der Physiologie bist, wird dieses Handbuch die Kluft zwischen alten Traditionen und der modernen Wissenschaft des Yoga überbrücken und Dich mit den Werkzeugen ausstatten, um Deine persönliche Praxis als SchülerIn oder LehrerIn zu verbessern und die vielen Vorteile des Yoga zu nutzen.
Was ist Yoga-Physiologie?
Die Physiologie ist der Bereich der Biologie, der sich mit den normalen Funktionen von Lebewesen und den Funktionen ihrer Organe oder Systeme beschäftigt. Wenn wir uns auf die Physiologie des Yoga beziehen, sprechen wir darüber, wie Yoga die Funktionsweise des menschlichen Körpers beeinflusst.
Das Verständnis der Anatomie und Physiologie hinter Deinen bevorzugten Yogastellungen und Pranayama-Techniken ist der erste Schritt zu einer sicheren und ausgewogenen Praxis. Aber dieses Wissen ermöglicht es uns auch, eine tiefere Verbindung zwischen Geist und Körper zu erfahren, die über die rein körperliche Praxis des Yoga hinausgeht.
Wie wirkt sich Yoga auf Deine Physiologie aus?
Yoga-Philosophie
Die Yogaphilosophie bietet Orientierung in verschiedenen Aspekten unseres Lebens, seien es Beziehungen, Spiritualität oder Gesundheit. Diese Erkenntnisse beeinflussen natürlich auch die körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden. Zum Beispiel führt das Praktizieren der Niyamas (Gewohnheiten) zu positiven Veränderungen in unserer Ernährung und Bewegung und sogar in unseren Hygiene- und Schlafgewohnheiten.
Der Zusammenhang besteht darin, dass unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden von unserer Physiologie abhängen. Sie sind im Grunde genommen ein und dasselbe. Eine bessere Ernährung, mehr Bewegung und mehr Schlaf verbessern die Funktion unseres Nervensystems, des Verdauungssystems, des Hormonsystems, des Gehirns, des Muskelsystems und mehr.
Die Yogaphilosophie fördert auch Strategien für die mentale Gesundheit, wie Dankbarkeit, Freundlichkeit und Großzügigkeit. Die moderne Forschung hat bestätigt, dass diese Praktiken die Gesundheit des Gehirns verbessern und mit geringeren Raten von Hirnfunktionsstörungen wie Demenz in Verbindung gebracht werden. Der genaue physiologische Weg für diese Effekte wird noch erforscht, aber es ist bekannt, dass positive Strategien für die geistige Gesundheit eine physische Wirkung auf die Struktur und Funktion des Gehirns haben können.
Man kann also sagen, dass sowohl die körperlichen Praktiken als auch die Philosophie des Yoga dazu beitragen, den negativen Kreislauf von chronischem Stress zu unterbrechen und ganzheitliche Wege zu Gesundheit und wahrem Glück zu fördern.
Yoga-Praktiken
Die körperliche Praxis der Yoga-Asanas wurde von Mönchen erfunden, um die Funktion ihrer Organe und Drüsen zu verbessern. Das bedeutet, dass der ursprüngliche Zweck des Yoga nicht darin bestand, inneren Frieden zu erlangen, sondern die Physiologie derjenigen zu beeinflussen, die es praktizierten. Diese frühen Praktizierenden glaubten, dass Yogastellungen die Funktion von Organen und Drüsen auf verschiedene Weise verbessern, z. B. durch den Effekt des Drückens und Loslassens sowie durch die Veränderung des Blutflusses.
Moderne wissenschaftliche Untersuchungen decken langsam die physiologischen Wege auf, die zu den seit langem anerkannten Vorteilen des Yoga führen. Diese Studien sind zwar klein, konzentrieren sich aber auf die physiologischen Wirkungen von Asanas, Pranayama-Atemübungen und Meditation und liefern stärkere Beweise für die tiefgreifende Kraft des Yoga.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die wissenschaftliche Forschung, wenn sie untersucht, ob Yoga eine bestimmte physiologische Wirkung hat, die Menschen nicht einfach fragt, ob sie sich besser fühlen, obwohl sie auch das tun kann. Zu den üblichen wissenschaftlichen Messungen gehören vertraute Tests wie Herzfrequenz- und Blutdruckmessungen, aber Forscher sammeln oft aussagekräftige Details aus einer Vielzahl von Scans und Tests. Bei Blutuntersuchungen im Rahmen von Stressstudien werden beispielsweise die Werte zahlreicher Hormone und chemischer Marker wie Cortisol, Katecholamine, Glukose, hbA1c, Triglyceride und Cholesterin ermittelt.
Solche wissenschaftlichen Details der Physiologie sind zu umfangreich und komplex, um sie in einem Artikel (oder gar in einem ganzen Master-Studium) vollständig zu behandeln. Um einen umfassenden und klaren Überblick über die Yoga-Physiologie zu geben, wird dieser Leitfaden die praktischen und funktionellen Wirkungen von Yoga behandeln und die Wege aufzeigen, die zu diesen Wirkungen führen.
Yoga und das Nervensystem
Viele der Vorteile von Yoga ergeben sich aus der Regulierung des Nervensystems. Das Nervensystem ist die Kommunikationszentrale des Körpers. Es übermittelt Nachrichten, die alle Vorgänge in unserem Körper sowie die Bewegungen, die wir bewusst ausführen, steuern.
Der Teil des Nervensystems, der unsere inneren Organe und unwillkürlichen Funktionen steuert, ist das autonome Nervensystem (ANS). Das ANS wird von einem Teil des Gehirns, dem Hypothalamus, gesteuert. Es steuert Herzfunktion, Atmung, Verdauung, Hormonhaushalt und andere Reflexe wie das Niesen. Das autonome Nervensystem lässt sich weiter in zwei Hauptzweige unterteilen:
1. Sympathisches Nervensystem:
Sympathische Nervenfasern verwenden den Neurotransmitter Noradrenalin, um den Blutfluss in den Skelettmuskeln und der Lunge zu erhöhen, die Lunge und die Blutgefäße zu erweitern und die Herzfrequenz zu erhöhen. Dies wird als "Kampf- oder Fluchtreaktion" („fight or flight response“) bezeichnet. Es handelt sich um eine natürliche Funktion, die uns darauf vorbereitet, auf eine Bedrohung zu reagieren oder ihr zu entkommen, ganz gleich, ob diese Bedrohung ein Löwe oder ein dringender Termin bei der Arbeit ist.
2. Parasympathisches Nervensystem:
Der Parasympathikus regelt die "Ruhe- und Verdauungsreaktionen" („rest & digest response“), wie z. B. die Verringerung der Herzfrequenz und die Steigerung von Speichelfluss, Tränenfluss (Tränenproduktion zur Befeuchtung der Augen) und Verdauung. Wenn eine wahrgenommene Bedrohung vorüber ist, wird dieses System aktiviert und bringt unseren Körper wieder in einen Zustand der Ruhe.
In einem ausgeglichenen Leben reagiert das sympathische Nervensystem auf Stressoren in einer gesunden und produktiven Weise und wird durch das parasympathische Nervensystem ausgeglichen, das auf Gelegenheiten zur Beruhigung reagiert. Viele Menschen sind jedoch chronisch gestresst und finden es schwierig, aus dem "Kampf- oder Flucht"-Modus herauszukommen, selbst wenn ein stressiges Ereignis vorbei ist. Glücklicherweise kann Yoga helfen.
Der Vagusnerv
Studien deuten darauf hin, dass der Einfluss von Yoga auf das Nervensystem weitgehend auf die Stimulation des Vagusnervs zurückzuführen ist. Der Vagusnerv wirkt wie ein Informationsnetz zwischen dem Gehirn und den körperlichen Systemen. Er ist ein wichtiger Bestandteil des parasympathischen Nervensystems, und die Stimulation des Vagusnervs fördert die parasympathischen "Ruhe- und Verdauungsfunktionen".
Der Vagusnerv sammelt Informationen aus seinem großen Netzwerk von Rezeptoren in den Atemwegen, dem Darm, dem Herzen und den Blutgefäßen, um nur einige zu nennen. Entweder das Gehirn oder das vagale Netzwerk selbst reagiert dann auf die gesammelten Informationen, indem es Reaktionen erzeugt, die dafür sorgen, dass unsere Systeme gesund und ausgeglichen funktionieren.
Wir können die Aktivität des Vagusnervs beeinflussen, indem wir die Informationen verändern, die diese Rezeptoren sammeln. Dies wird als Stimulation des Vagusnervs bezeichnet.
Die Stimulation des Vagusnervs ist in der westlichen Medizin eine anerkannte Gesundheitsmaßnahme. Die künstliche Stimulation des Nervs mit Hilfe von Elektroden ist als medizinische Therapie für therapieresistente Epilepsie sowie für behandlungsresistente Depressionen zugelassen worden. Derzeit laufen medizinische Studien zur Behandlung anderer Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Angstzustände, chronische Kopfschmerzen und mehr.
Ohne auf Elektroden zurückgreifen zu müssen, können wir auch Aktivitäten und Praktiken wie Yoga nutzen, um die vom Vagusnerv empfangenen Informationen zu verändern.
Wie wirkt sich die Stimulation des Vagusnervs auf Körper und Geist aus?
Mechanorezeptoren in den Atemwegen gehören zu den am besten untersuchten Auslösern von körperlichen Veränderungen. Diese Rezeptoren signalisieren dem Vagusnerv die Erweiterung der Atemwege, der daraufhin seine Aktivität anpasst. Wenn wir also schnell oder flach atmen, schaltet unser Körper auf Hochtouren, als ob er Gefahr wittert. Langsame, tiefe Atemzüge während der Yoga- oder Pranayama-Praxis hingegen signalisieren unserem Körper, dass alles in Ordnung ist, und fördern Ruhe und Entspannung.
Ein zweiter wichtiger Pfad der vagalen Nervenaktivität betrifft Mechanorezeptoren im Herzen und in den Blutgefäßen. Diese Barorezeptoren sind kleine Sensoren, die Blutvolumen und -druck überwachen. Wenn der Blutdruck zu niedrig ist, greift das "Kampf-oder-Flucht"-System unseres Körpers ein, um ihn zu erhöhen. Ist der Blutdruck hingegen zu hoch, löst unser System "Ruhe und Verdauung" Reaktionen aus, um ihn zu senken.
Haltungen wie Yoga-Umkehrhaltungen, einschließlich der Vorwärtsbeuge im Stehen, sind dafür bekannt, dass sie den Vagusnerv stimulieren und die parasympathische Aktivität auslösen. Wenn der Körper kopfüber kippt, übt er Druck auf diese Rezeptoren aus, was den Vagusnerv dazu veranlasst, die Herzfrequenz zu verlangsamen und die Blutgefäße zu erweitern, was zu einer Entspannung führt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vagusnervs ist seine Lage. Mit seinen Ästen, die auf beiden Seiten des Halses verlaufen, verbindet er unser Gehirn mit unseren Organen. Da er sich außerhalb der schützenden Wirbelsäule befindet, ist er besonders anfällig für Stimulationen durch Haltungen, die das Hals- oder Rachengewebe zusammendrücken. Manche glauben, dass Haltungen wie Sarvangasana (Schulterstand) den Vagusnerv zusammendrücken können, was zu Stimulationen führt, die eine beruhigende Wirkung haben.
Aktivieren alle Yogapraktiken die „Ruhe und Verdauungs"-Reaktion?
Nein, nicht alle Yogapraktiken enthalten entspannende, beruhigende Elemente. Einige Praktiken, wie bestimmte fortgeschrittene Pranayama-Übungen und Vinyasa Yoga, sind dazu gedacht, Energie und Hitze zu steigern und unser "Kampf- oder Flucht"-System anzuzapfen. Aber das ist in Ordnung, wenn es absichtlich geschieht. Hatha-Yoga zum Beispiel wechselt zwischen energetisierenden und beruhigenden Elementen und trainiert den Körper, nahtlos zwischen diesen Zuständen zu wechseln.
Anspruchsvolle und aktive Yogastile können auch die Herzfrequenz erhöhen und sich stressig anfühlen, vor allem beim Erlernen einer neuen Pose. Anfangs spannen sich unsere Muskeln an, was Stressreaktionen auslöst. Doch mit etwas Übung kann es sich von einer Stressquelle in eine beruhigende, erholsame Übung verwandeln. Es geht um Ausgewogenheit und Fortschritt auf Deinem Yogaweg.
Bewegung und Kompression im Yoga
Die Auswirkungen von Yoga gehen über das Nervensystem hinaus. Einige Vorteile ergeben sich direkt aus den körperlichen Bewegungen, wie z. B.:
- Bewegung verschiedener Körperteile
- Druckausübung durch bestimmte Körperhaltungen
Stell Dir vor, Du drückst während einer Übung auf ein Blutgefäß; Du verlangsamst vorübergehend den Blutfluss. Wenn Du den Druck aufhebst, strömt das Blut zurück und versorgt Dich mit frischem Sauerstoff und Nährstoffen. Alte Mönche haben Yogastellungen mit diesem verjüngenden Effekt im Hinterkopf entwickelt, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern. Lass uns erkunden, wie Bewegung und Kompression im Yoga die Physiologie positiv beeinflussen können.
Zwerchfell & Lunge
Atemübungen im Yoga, wie Pranayama, sind mehr als nur Einatmen und Ausatmen. Sie beanspruchen unsere Lunge und unser Zwerchfell tief. Da das Zwerchfell eng mit dem Herzen und den großen Blutgefäßen verbunden ist, kann die tiefe Zwerchfellatmung den Rückfluss des Blutes zum Herzen fördern. Diese Bewegung aktiviert auch das parasympathische Nervensystem und fördert so einen friedlichen "Ruhe- und Verdauungszustand".
Heute gibt es eine Fülle von Beweisen für die Vorteile der yogischen Atmung, insbesondere wenn sie tief und langsam ist. Techniken wie Ujjayi Pranayama drosseln nicht nur die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion, um Gelassenheit zu fördern, sondern verbessern auch die Sauerstoffaufnahme, die jeden Teil der Lunge füllt. Gleichzeitig werden durch diese Übungen die Barorezeptoren (kleine Sensoren, die den Blutdruck regulieren) feiner eingestellt, so dass sie besser reagieren. Auch das Herz wird durch mehr sauerstoffreiches Blut und einen gleichmäßigen Rhythmus gestärkt, was schließlich zu synchronisierten, effizienten Herzfunktionen führt.
Lymphatisches System
Das Lymphsystem ist ein Netz winziger Gefäße, die über den ganzen Körper verteilt sind, sowie ein System von Lymphknoten und lymphatischem Gewebe. Im Gegensatz zum Kreislaufsystem, bei dem das Herz die Flüssigkeit pumpt, ist das Lymphsystem auf Bewegung, Schwerkraft und Einwegventile angewiesen, um die Flüssigkeit zu den Lymphknoten zu transportieren.
Das Lymphsystem sammelt überschüssige Flüssigkeit, zelluläre Abfallprodukte und Bakterien, die durch die Haut eindringen. Das bedeutet, dass das Gewebe anschwillt und unangenehm wird, wenn das Lymphsystem die Flüssigkeit nicht richtig ableitet. Die Lymphknoten und andere lymphatische Gewebe überwachen diesen Fluss und produzieren Zellen und Antikörper, die uns vor Infektionen und Krankheiten schützen.
Zu den Hauptaufgaben des lymphatischen Systems gehören:
- Regulierung des Flüssigkeitshaushalts im Körper
- Reaktion auf Bakterien und Krebszellen
- Umgang mit Zellprodukten, die sonst zu Krankheiten oder Störungen führen würden
- die Aufnahme eines Teils der Fette aus der Nahrung durch den Darm
Körperliche Aktivität und Muskelkontraktionen treiben den Fluss der Lymphflüssigkeit durch ihre Bahnen an. Yoga-Asanas mit ihren vielfältigen Muskelkontraktionen fördern diese Lymphbewegung. Atemübungen im Yoga sind besonders vorteilhaft für das ausgedehnte Lymphsystem rund um die Lunge. Außerdem helfen Yogastellungen, bei denen Teile des Körpers umgedreht werden, wie z. B. "Beine an der Wand" oder "Kopfstand", der Lymphflüssigkeit dabei, Bereiche zu durchqueren, die normalerweise gegen die Schwerkraft ankämpfen, wodurch die Drainage effizienter wird.
Faszien
Faszien sind ein Bindegewebe, das sich wie ein Netz durch den Körper zieht. Es bildet Hüllen um Muskeln und Organe und verbindet sie miteinander. Innerhalb der Muskeln ist jedes Muskelfaserbündel von Faszien umgeben; innerhalb jedes Bündels sind einzelne Muskelfasern ebenfalls von Faszien umgeben.
Wenn sich Dein Körper bewegt, bewegen sich Gewebe und Organe und gleiten gegeneinander. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass diese Bewegung die Gesundheit und den Wasserhaushalt der Faszien verbessert. Faszien haben keine Blutzufuhr; sie sind auf Bewegung angewiesen, um Flüssigkeit zuzuführen. Bewegungsmangel wird dann zu einem lähmenden Kreislauf, da dehydrierte und versteifte Faszien eine leichte Bewegung des Körpers verhindern.
Man geht davon aus, dass eine schlechte Gesundheit der Faszien und insbesondere deren Austrocknung für einen Großteil der Knarzigkeit und Steifheit verantwortlich ist, die wir dem Alter zuschreiben.
Vielfältige und abwechslungsreiche Bewegung ist gut für die Gesundheit der Faszien und die Hydratation. Yoga-Asanas bieten eine enorme Vielfalt an Bewegungsmustern und Positionen. Diese Bewegungsvielfalt verhindert den Kreislauf der schlechten Bewegung und fördert letztlich die Gesundheit der Faszien.
Gelenke
Die großen Gelenke unseres Körpers sind von einer Membran umgeben, die Gelenkflüssigkeit produziert, die für eine reibungslose Bewegung zwischen Knochen und Knorpel sorgt. Diese Flüssigkeit hilft nicht nur bei der Bewegung, sondern nährt auch den Knorpel, der keine eigene Blutversorgung hat. Yoga-Asanas helfen, die Beweglichkeit und Gesundheit dieser Gelenke zu erhalten. Die Arthritis Foundation weist darauf hin, dass Übungen, die die Gelenke bewegen, verschiedene Vorteile bieten:
- Erfrischt den Knorpel mit Sauerstoff und Nährstoffen, indem er Wassermoleküle verdrängt und wieder anzieht
- Stimuliert Gene, die mit der Knorpelreparatur verbunden sind
- leitet die Autophagie ein, einen Prozess, bei dem geschädigte Gelenkzellen abgebaut und entfernt werden
Außerdem stärken die richtigen Übungen die Muskeln, Bänder und Sehnen, die unsere Gelenke stützen, und sorgen so für Gelenkschutz, Langlebigkeit und Linderung von Arthrose-Symptomen.
6 Wissenschaftlich belegte Vorteile von Yoga
Es ist also klar, dass Yoga einen erheblichen Einfluss auf unsere Körpersysteme und -funktionen hat. Aber welche Vorteile bringen sie tatsächlich? Wissenschaftler haben sich in die Forschung vertieft und die folgenden Vorteile einer regelmäßigen, ausgewogenen Yogapraxis herausgefunden.
1. Ausgewogenes mentales Wohlbefinden & Stressabbau
Yoga bietet einen ganzheitlichen Ansatz für geistiges Wohlbefinden. In der Zeitschrift Alternative Therapies in Health and Medicine (eine von Experten begutachtete medizinische Fachzeitschrift) veröffentlichte Forschungsergebnisse belegen, dass Yoga den zerstörerischen Kreislauf von chronischem Stress durchbrechen kann, indem es Stress abbaut, die Stimmung verbessert und positive Veränderungen in Funktion und Physiologie fördert.
Durch die Förderung der Entspannung, die Verlangsamung des Atems und die Zentrierung der Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt verlagert Yoga die sympathische "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion auf die parasympathische Entspannungsreaktion. Die Dämpfung der "Flucht-oder-Kampf"-Reaktion und ihr Ausgleich durch eine verbesserte "Ruhe und Verdauungs"-Reaktion des Parasympathikus wirkt sich positiv auf den neuroendokrinen Status, die Stoffwechselfunktion und die damit verbundenen Entzündungsreaktionen sowie auf unsere Stimmung und unseren Energiezustand aus.
Dies gilt insbesondere für Menschen, die unter Depressionen und Angstzuständen leiden. Eine 2007 durchgeführte Studie zeigte, dass Yoga-Praktizierende während einer 55-minütigen Asana-Praxis einen durchschnittlichen Anstieg des Gamma-Aminobuttersäure-Spiegels (GABA), eines wichtigen Neurotransmitters, der mit Verhalten und Stimmungsschwankungen in Verbindung steht, um 27 % erlebten. Infolgedessen wird Yoga zur Behandlung von Depressionen in Kombination mit anderen medizinischen Behandlungen ein immer beliebterer und wirksamerer Weg zur Stabilisierung der Stimmung und zum Stressabbau.
2. Kardiovaskuläre Gesundheit
Yoga bietet zahlreiche Vorteile für die Herzgesundheit. Ein wesentlicher Vorteil ist der Stressabbau durch die Aktivierung des Parasympathikus. Sanftes Yoga und beruhigende Atemübungen versetzen uns in einen entspannten Zustand und setzen Acetylcholin frei, ein Hormon, das die Herzfrequenz verlangsamt. Regelmäßiges Yoga kann daher dazu beitragen, die Ruheherzfrequenz zu stabilisieren. Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Stimulierung des Vagusnervs die Insulinsensitivität erhöhen, den "schlechten" Cholesterinspiegel senken und schädliches, tief im Körper gespeichertes viszerales Fett abbauen kann.
Darüber hinaus hat eine Studie aus dem Jahr 2021 ergeben, dass eine konsequente Yogapraxis in Verbindung mit tiefer Atmung sowohl den systolischen als auch den diastolischen Blutdruck bei Menschen mit Bluthochdruck senken kann, wodurch das Risiko von Bluthochdruck und anderen Herzkrankheiten verringert wird.
3. Schlaflosigkeit und Schlafqualität
Sanftes Yoga und Meditation vor dem Schlafengehen sind eine nützliche Methode, um den Schlaf zu verbessern und Schlaflosigkeit zu verringern. Durch die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems beruhigen Yoga-Praktiken Geist und Körper und reduzieren übermäßige Stimulation und Erregung vor dem Schlafengehen.
In einer Studie wurden die Auswirkungen von Yoga auf 21 Patienten mit chronischer Schlaflosigkeit untersucht. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine maßgeschneiderte Praxis als alternative Therapieform zur Verringerung der Symptome und zur Regulierung des Schlafverhaltens eingesetzt werden kann.
4. Reduziert Entzündungen
Chronische Entzündungen sind ein weiteres Gesundheitsproblem, unter dem viele von uns leiden. Während kurzfristige Entzündungen die Heilung fördern, schädigen langfristige Entzündungen unsere Organe und werden mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, von Diabetes bis zu Autoimmunerkrankungen. Diese anhaltende Entzündung kann zu Symptomen führen, die chronischem Stress ähneln, wie Körperschmerzen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Verdauungsprobleme und sogar häufige Infektionen.
Glücklicherweise können Praktiken wie Yoga, Meditation und Atemübungen stressbedingte Entzündungen bekämpfen. Durch die Stimulierung des Vagusnervs tragen diese Praktiken dazu bei, unser Risiko für chronische Krankheiten wie Herzkrankheiten und Diabetes zu verringern. Daher ist der positive Einfluss von Yoga auf den Vagusnerv ein Tor zu einer insgesamt besseren Gesundheit.
5. Verbessert die Verdauung
Yoga für die Verdauung zu praktizieren kann für viele eine wirksame Behandlung sein. Einige Yogastellungen üben Druck auf die Verdauungsorgane aus oder drücken sie zusammen, während andere sie gut dehnen. Dadurch wird die Durchblutung verbessert, so dass mehr frisches Blut zu den Organen gelangt und deren Funktionsweise verbessert wird.
Diese Bewegungen helfen der Nahrung, sich effizient durch unser Verdauungssystem zu bewegen. Drehhaltungen zum Beispiel sind hervorragend geeignet, um die Nahrung zu transportieren und Verstopfungen zu lösen. Die Art und Weise, wie sich das Zwerchfell während der Atemübungen bewegt, kann unseren Verdauungsorganen ebenfalls eine sanfte Massage verpassen.
Darüber hinaus ist Yoga aufgrund seiner beruhigenden Wirkung auf das Nervensystem sowie seiner Fähigkeit, das allgemeine Wohlbefinden zu fördern und Verdauungsbeschwerden zu lindern, eine äußerst nützliche Praxis für Menschen mit Reizdarmsyndrom (IBS). Eine randomisierte Studie, die die Auswirkungen von sitzenden Yogastellungen auf junge Patienten mit Reizdarmsyndrom untersuchte, ergab, dass die Teilnehmer nach der Yoga-Intervention deutlich weniger gastrointestinale Symptome und emotionales Vermeidungsverhalten aufwiesen.
6. Verbesserte körperliche Gesundheit und Stärke
Zu den offensichtlichen Vorteilen von Yoga gehört die Verbesserung von Flexibilität und Kraft. Im Hatha-Yoga bewegt sich unser Körper durch verschiedene Aufwärmübungen und anspruchsvolle Asanas. Diese Bewegungen verlängern und entwickeln unsere Muskeln durch exzentrische Kontraktionen, wie z. B. die Kniesehnen in der Vorwärtsbeuge im Stehen. Die isometrischen Kontraktionen der Muskeln in stabilen Haltungen wie dem Schulterstand oder der Pflugstellung fördern die Kraft und dehnen die Faszien. Wenn wir eine Position über einen längeren Zeitraum beibehalten, konditionieren wir außerdem unsere Muskelspindeln (Dehnungsrezeptoren, die die Länge ruhender Muskeln messen) und trainieren sie so, dass sie sowohl vor als auch nach dem Dehnungsreflex größeren Belastungen standhalten.
Daher lockert eine kontinuierliche Yoga-Praxis allmählich die Muskeln und das Bindegewebe um Knochen und Gelenke. Dies kann zu weniger Schmerzen und weniger Beschwerden führen. Außerdem bringen sanfte Yogastellungen mehr Flüssigkeit und Flexibilität in die Gelenke, stärken die Muskeln um die Gelenke herum und sorgen für mehr Stabilität. Dies verringert Steifheit und Entzündungen und schützt die Gelenke vor Erkrankungen wie Arthritis, Osteoporose und chronischen Rückenschmerzen.
Letzter Gedanke
Wenn die Yogapraxis Dich zu einem Zustand der Zufriedenheit und schließlich der Erleuchtung führen soll, muss sie Dich auch zu einer guten Gesundheit führen. Seit der Antike umfasst Yoga Philosophie und körperliche Übungen, die die Funktion des Körpers und seiner Systeme, Organe und Drüsen verbessern sollen. Die moderne Forschung holt das alte Wissen langsam ein und liefert wissenschaftliche Erklärungen für die Wirkungen, die die Mönche vor Jahrhunderten entdeckt haben. Letztlich ist die Physiologie des Yoga ganz einfach: Yoga kann Deinen Körper und Deinen Geist verändern.
Quellen - Bücher
Hatha Yoga für Lehrer und Praktizierende - https://www.amazon.co.uk/dp/9082705613
Quellen - Forschungsberichte
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6137615 - Wie Atemkontrolle Ihr Leben verändern kann: Eine systematische Übersicht über die psychophysiologischen Korrelate der langsamen Atmung
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5709795 - Die physiologischen Auswirkungen der langsamen Atmung beim gesunden Menschen
https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD009506.pub4/full?highlightAbstract=yoga%7Ceffects%7Cof%7Ceffect - Yoga zur Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3482773 - Physiologische Auswirkungen von yogischen Praktiken und Transzendentaler Meditation auf Gesundheit und Krankheit
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17658122 - Chronischer Stress und mit Insulinresistenz zusammenhängende Indizes für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6189422 - Der Atem des Lebens: Das Modell der vagalen Atemstimulation für kontemplative Aktivität
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4017164 - Stimulation des Vagusnervs